Waldbrand 62Die größte je im ostbayerischen Raum durchgeführte Katastrophenschutzübung fand am 8. und 9. Juni in Chamerau statt.

Daran nahmen an diesem Freitag und Samstag insgesamt ca. 2.500 Hilfskräfte vom Rettungsdienst, dem THW und der Feuerwehr aus der Oberpfalz, Oberfranken, Niederbayern und dem Nachbarland Tschechien teil. Daneben waren auch insgesamt sechs Hubschrauber verschiedener Organisationen im Einsatz.

 

 

Übungsablauf

 

Freitag, 8. Juni 2018:

Rossberg-Waldbrand 12Am Nachmittag des 8. Juni wird der Brand eines Rückewagens im Wald bei Roßberg, in der Gemeinde Chamerau gemeldet. Daraufhin alarmiert die Integrierte Leitstelle Regensburg die Feuerwehren und den Rettungsdienst gemäß dem Einsatzstichwort „B3 - Brand Rückewagen“. Da nach Eintreffen der Feuerwehren festgestellt wird, dass auch eine Person eingeklemmt ist, erfolgt die Nachalarmierung weitere Kräfte, darunter auch der Bergwacht.Rossberg-Waldbrand 18
Aufgrund der Ausweitung des Brandes auf den Wald werden in der Folge weitere Feuerwehren aus dem Landkreis Cham und dem Nachbarlandkreis Regen zur Einsatzstelle beordert. Diese erstellen eine ca. 3,5 km lange Löschwasserförderleitung vom Regen bei Urleiten bis in den Ortsteil Roßberg, sowie eine weitere, über 2 km lange B-Leitung vom Regen bei Roßbach auf die nördliche Seite des Roßbergs.

VU Goettling 09Um 15.45 Uhr ereignet sich ein schwerer Verkehrsunfall im Ortsteil Göttling. Zwei Pkw stoßen dabei im Kreuzungsbereich zusammen, wobei eine Person eingeklemmt wird. Die Feuerwehren und der Rettungsdienst versorgen die beiden verletzten Fahrer, befreien die eingeklemmte Person mittels hydraulischen Rettungsgeräten und sichern natürlich auch die Unfallstelle ab.

VU Goettling 15Der Absturz von drei Einsatzkräften im steilen Waldgelände beim „Steinernen Häusl“ fordert die Kräfte von Bergwacht, Rettungsdienst und Feuerwehren am späten Nachmittag zusätzlich. Die Personen mussten gesucht und erstversorgt werden, bevor die Bergwacht sie abtransportieren konnte.

Da hinsichtlich der zwischenzeitlichen Ausbreitung des Brandes von keinem Löscherfolg bis zur Dämmerung auszugehen ist und eine Brandbekämpfung während der Nacht aufgrund der Gefährdung für die eingesetzten Kräfte als nicht durchführbar beurteilt wurde, muss der Einsatz am späten Abend abgebrochen werden. Es wird von der Einsatzleitung entschieden, mehrere Hilfeleistungskontingente und Wasserfördersysteme aus anderen Landkreisen und dem Nachbarland Tschechien anzufordern um mit deren Hilfe am folgenden Tag die Brandbekämpfung wieder aufzunehmen.

 

Samstag, 9. Juni 2018:

Die am Samstagmorgen eintreffenden Einheiten aus Tschechien und verschiedenen Landkreisen in Bayern werden in Bereitstellungsräume beordert, bevor die Einsatzleitung sie gezielt in das Einsatzgebiet abruft und mit ihren Aufgaben betraut.

Wasserversorgung 21So werden zwei je ca. 2.000 m lange Löschwasserversorgungsleitungen vom Fluss „Regen“ bei Roßbach zum Roßberg und bei Urleiten nach Gillisberg errichtet. Dafür wird das in Bayern neu eingeführte Wasser-Förder-Systeme (WFS) der Fa. Hytrans verwendet, bei dem mit sehr hohem Druck und großen Schlauchdurchmessern viel Wasser transportiert werden kann.
Waldbrand 67Die großen Lkw können aufgrund der zu schmalen Zufahrt zum Regen im Bereich Roßbach hier nicht bis zum Fluss anfahren, weshalb mehrere TSF-Besatzungen sechs B-Förderleitungen bis zu einem oberhalb befindlichen Teich verlegen, aus dem das WFS wieder ansaugt.

Damit können, trotz des Höhenunterschieds von ca. 200 m, pro Leitung mehr als 3.000 Liter Wasser pro Minute zu den Löscheinheiten am Berg gefördert werden.

Pendelverkehr 11Zusätzlich wird ein Pendelverkehr mit Großtanklöschfahrzeugen von Blaibach zum Roßberg eingerichtet. Hier sind acht Tanklöschfahrzeuge aus Tschechien und vier aus Bayern im Einsatz um einen großen Faltbehälter am Berg ständig mit Löschwasser zu befüllen.

Pendelverkehr 09Die Hilfeleistungskontingente aus den Regierungsbezirken Oberpfalz, Niederbayern und Oberfranken errichten um den fiktiven Waldbrand am Roßberg Widerstandslinien in Form von sogenannten "Wassergassen", wobei mit acht C-Strahlrohren eine Deckungsbreite von 240 Metern erreicht wird.

Daneben wird ein Löschpanzer der Feuerwehren aus Tschechien, ein Löschunterstützungsfahrzeug LUF 60 und eine zum Löscheinsatz umgerüstete Betonpumpe zur Brandbekämpfung und zum Schutz eines am Waldrand stehenden Anwesens am Roßberg eingesetzt.

Hubschrauber 13Die Waldbrandbekämpfung am Boden wird durch mehrere Hubschrauber aus Tschechien und Bayern aus der Luft unterstützt. Mit mehreren Außenlastbehältern wird das Löschwasser unmittelbar von oben auf die Brandfläche verteilt, befüllt werden die Behälter am Blaibacher See.Hubschrauber 14

Bei weiteren Begleitübungen sind Rettungsdienst, THW und Feuerwehren zusätzlich gefordert. Bei einem Unfall in einer Kfz-Werkstatt stürzt eine Person in eine Montagegrube, wobei eine Metallstange seinen Oberschenkel durchbohrt.
Montagegrube 08Die Hilfskräfte müssen hier mit Sorgfalt und dem Einsatz verschiedener technischer Geräte eine patientenschonende Bergung gewährleisten.
Bei einem Kellerbrand in einem Gebäude müssen Atemschutzgeräteträger eine Person in dem völlig verrauchten Gebäude suchen und retten.


Tiefbauunfall 11Eine verschüttete Person in einer Baugrube stellt die Hilfskräfte vor eine schwierige Aufgabe, sollen diese doch nicht selbst durch nachrutschendes Erdreich gefährdet werden. Hier ist der Einsatz mobiler Spundwände notwendig um die Grubenwände zu sichern.
In der Flash-Box ,einer gasbefeuerten Übungsanlage des Bezirksfeuerwehrverbands Oberpfalz können Atemschutzgeräteträger sehr realitätsnah verschiedene Brandszenarien abarbeiten.

Ein Verkehrsunfall mit einem Omnibus und 35 verletzten Personen fordert besonders den Rettungsdienst aber auch die Feuerwehren heraus. Angenommen wird hier der Zusammenstoß des Busses mit einem Pkw auf der Brücke über den Fluss Regen, wobei beide Fahrzeuge über die Brücke auf die Ufer stürzen.

Busunfall 12Während die Zufahrt zum Bus über schmale Straßen möglich ist, kann der Pkw am gegenüber liegenden Ufer nicht mit Fahrzeugen erreicht werden. Hier muss das Gerät zur Befreiung und Versorgung der Pkw-Insassen zur Einsatzstelle getragen oder auf dem Schienenrollwagen über die nahen Bahngleise herangeschafft werden.Busunfall 38 Ein Verletzter aus dem Pkw wird nach dessen Befreiung zur weiteren Versorgung mit einem Boot der Wasserwacht auf die Uferseite gebracht an dem bereits die Versorgungseinrichtungen für die Businsassen aufgebaut sind. Eine weitere Person wird über die Winde an einem Rettungshubschrauber aufgenommen.

Die teils schwer verletzten Personen in dem Omnibus müssen mittels Einsatz von hydraulischen Rettungsgeräten befreit werden. Zahlreiche Rettungswägen transportieren diese dann nach der ersten Versorgung und Beurteilung zur weiteren Behandlung in Kliniken ab.Busunfall 44

 Busunfall 50

 

 

 

 

Einsatzleitung

Einsatzleitung 02Die Einsatzleitung für diese Katastrophenschutzübung lag in den Händen von Kreisbrandrat Michael Stahl und seinem Stellvertreter KBI Andreas Bergbauer, die den dafür notwendigen Stab im Bürgerhaus der Gemeinde Chamerau eingerichtet hatten. Die Unterstützungsgruppen (UG-ÖEL) aus Arrach und Loibling-Katzbach übernahmen die Kommunikation zu den vielen eingesetzten, unterschiedlichen Einheiten. Die Einsatzstellen waren in Einsatzabschnitten und Unterabschnitten eingeteilt, die wiederum von Feuerwehrführungskräften aus dem gesamten Landkreis koordiniert wurden.Einsatzleitung 06

Am Freitag waren insgesamt 726 Personen mit 105 Fahrzeugen im Einsatz, am Samstag sogar 1.760 Hilfskräfte mit 284 Fahrzeugen. Deren Versorgung mit Essen und Getränken, wie auch der Nachschub an Treibstoffen stellte eine logistische Herausforderung dar, die jedoch hervorragend gemeistert wurde.

 

Resümee

Um 10.30 Uhr waren Medienvertreter und Ehrengäste eingeladen sich in der Sporthalle Chamerau eingehend über das Übungsgeschehen zu informieren. Landrat und Bezirkstagspräsident Franz Löffler begrüßte die Gäste, besonders den Innenminister aus Tschechien, Herrn Lubomír Metnar, bevor KBR Michael Stahl den Ablauf der Übung im Einzelnen erläuterte.
Im Anschluss daran wurden die Zuhörer mit mehreren Bussen zum derzeit laufenden Busunfall transportiert, wo sie sich hautnah von der beeindruckenden Leistung der Hilfskräfte überzeugen konnten. Abschließend erkundeten sie noch die Waldbrandeinsatzstelle am Roßberg.

Wasserversorgung 14Die Abschlussbesprechung der Hilfskräfte fand um 14.45 Uhr wieder in der Sporthalle Chamerau statt. Hierzu hatte sich auch der bayerische Innenminister Dr. Joachim Hermann eingefunden.

Landrat Franz Löffler zeigte sich tief beeindruckt von der Leistungsfähigkeit der an der Übung mitwirkenden Hilfskräfte der unterschiedlichsten Organisationen und deren hervorragenden Zusammenarbeit und dankte allen Mitwirkenden.

Innenminister Dr. Joachim Hermann verwies auf die vom Freistaat Bayern angeschafften Hochwasserschutzfahrzeuge und Wasserfördersysteme, die in dieser Übung auch eingesetzt wurden und sich dabei bewährt haben. Jedoch nütze keine noch so gute Gerätschaft, wenn sie nicht von geschulten Personal sinnvoll eingesetzt wird. Für diese Bereitschaft, sich stets an neuen Geräten ausbilden zu lassen um anschließend Mitbürgern in Not zu helfen dankte der Innenminister allen Ehrenamtlichen aber auch den hauptamtlichen Kräften im Rettungsdienst.

Die Anwesenden zogen übereinstimmend das Resümee, dass diese Großübung hervorragend abgelaufen sei und die Bürger sich beruhigt auf das System der Hilfeleistung im Landkreis und im Freistaat Bayern verlassen könnten.

Auch sehr viele Bürger zeigten Interesse an der Übung und nahmen das Angebot war, sich - meist die gesamte Familie - durch die Pendelbusse nach Chamerau und zu den verschiedenen Einsatzstellen fahren zu lassen. Mit großen Interesse wurden die Arbeiten der Hilfskräfte beobachtet und vielleicht auch bei manchen Kindern und Jugendlichen das Interesse für einen Dienst im Ehrenamt geweckt.

(Bericht und Bilder von der Dokumentationsgruppe der Übung, in der auch zahlreiche Mitglieder des WebTeams aktiv waren)

 

Auf dieser Cloud sind über 500 Bilder veröffentlicht!

 

Hier noch einige Links auf Videos über die Übung:

IDOWA

Mittelbayerische:
- Waldbrand
- Busunfall aus der Retterperspektive
- Werkstattunfall
- Baugrubenunfall
- Gebäudebrand

Bayerisches Fernsehen

JSDH Zbiroh

ONetz