Einen überaus interessanten und spannenden Vortrag zum Thema „Moderne Gasmesstechnik im Feuerwehreinsatz“ durften die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Gefahrgut und Umweltschutz der Feuerwehrinspektion Bad Kötzting am 19. Juli erleben.
Als Referent konnte Lothar Eckrich aus Schifferstadt gewonnen werden.


Herr Eckrich ist selbständiger Sicherheitsberater und Repräsentant der Firma Leopold Siegrist GmbH aus Karlsruhe, einem Hersteller von Mess- und Umweltschutztechnik. Da Eckrich selbst auch aktiver Feuerwehrkamerad ist, wusste er das Interesse der Zuhörer mit vielen Praxisbeispielen zu wecken. So war er 19 Jahre lang Leiter verschiedener Standortfeuerwehren der US Army in Deutschland und 27 Jahre Leiter des Gefahrstoffzuges im Rhein-Sieg-Kreis.



Zu Beginn seiner Ausführungen stellte der Referent die Frage, weshalb sich die Feuerwehr überhaupt mit Messtechnik beschäftigen müsse. Anhand mehrerer Einsatzbeispiele aus den letzten Wochen und Monaten wurde aufgezeigt, dass Messtechnik nicht nur beim Gefahrguteinsatz, sondern bei nahezu jedem Feuerwehreinsatz von Nöten sei. Dies ist notwendig zum Schutz der Betroffenen und der Einsatzkräfte, aber auch zu einer umfassenden Gefährdungsabschätzung durch die Einsatzleitung. Kohlenmonoxid-Vergiftungen nehmen hier einen breiten Raum ein. Defekte Heizungsanlagen können hier ebenso die Ursache sein, wie Suizide mit Kohlenmonoxid oder Blausäuregasen, die aktuell erschreckend stark zunehmen. Betreten die Einsatzkräfte den Ort des Geschehens, können diese die drohende Gefahr in der Regel nicht erkennen, da Kohlenmonoxid und viele andere Gase farb- und geruchlos sind. Mehrere Mitarbeiter von Feuerwehr und Rettungsdienst wurden hier in den letzten Monaten verletzt.

Auch in Biogasanlagen könnten bei Defekten gefährliche Gase freigesetzt werden. Werden diese erkannt, kann die Gefahr für die Einsatzkräfte sowie die Umgebung durch die richtigen Einsatzmaßnahmen erheblich reduziert werden.
Eine weitere Gefährdung besteht beim Betreten von „kalten“ Brandstellen, da noch Stunden nach dem Ablöschen Kohlenmonoxid in gefährlichen Konzentrationen in den Schwelgasen vorhanden sein können. In vielen Landkreisen sind inzwischen kontinuierliche Brandgasmessungen an „kalten“ Brandstellen üblich.

Ein weiterer Schwerpunkt bildeten die Ausführungen zu Schwefelwasserstoffgas, das in Biogasanlagen, Abwasserkanälen, Kläranlagen usw. auftritt, sowie zu Blausäure, dessen tatsächlicher Gefährdungsgrad noch weitgehend unbekannt ist. Aktuelle Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass Blausäure häufig in Verbindung mit Kohlenmonoxid auftritt, aber meist übersehen wird.

Im weiteren Verlauf der Vortrages ging Herr Eckrich auf die vorhandenen Messmöglichkeiten ein. Er erläuterte anschaulich die Wirkungsweise verschiedener Sensoren und stellte unterschiedliche Messgeräte vor. Die Bestückung von Mehrfachgasmessgeräten ist mit dem örtlichen Gefährdungspotential abzustimmen. Insbesondere ist es ratsam, dass benachbarte Feuerwehren ihre Beschaffungen aufeinander abstimmen. Wichtig ist es auch die Zusatzaufwendungen für Wartung, Kalibrierung bzw. den Ersatz abgelaufener Sensoren zu betrachten. Auch hier gibt es Möglichkeiten, diesen Aufwand und vor allem die damit verbundenen Kosten zu optimieren. Die Dokumentationsmöglichkeiten der Messergebnisse spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.

Zu den interessierten Zuhörern zählten Kreisbrandinspektor Michael Stahl, Kreisbrandmeister Josef Pritzl, der THW-Ortsbeauftragte aus Cham, Dominik Schmidt, sowie Abordnungen aus den Feuerwehren Arrach, Hohenwarth, Miltach, Rimbach und Thürnstein-Schrenkenthal.
Zusätzlich hatte der Referent auch eine neuartige Wärmebildkamera im Gepäck, die für die Personensuche im Freien optimiert ist. Zur Zielgruppe dieser Kamera zählt u.a. auch die Bergwacht. Daher erfolgte eine sehr kurzfristige Einladung an die Bergwacht Lam, die ebenfalls noch eine Abordnung stellte.

Nach Ende des Vortrags stand Hr. Eckrich noch für die vielen Fragen bereit, die erst kurz vor Mitternacht beantwortet waren. Auch die Wärmebildkamera konnte in der Praxis getestet werden.
Mit Herrn Eckrich angereist war auch Berthold Birnthaler von der gleichnamigen Firma aus Parsberg. Dieser stellte einen neuartigen Chemikalien-Vollschutzanzug vor, der kurz vor der Zulassung in Deutschland steht. Dieser Anzug ist nicht nur wesentlich preisgünstiger als die bisherigen Modelle, er bietet auch einen erheblich besseren Tragekomfort.

Zum Abschluß bedankte sich der Leiter der Arbeitsgemeinschaft, Bernhard Hatzinger, beim Referenten mit einer bayerischen Spezialität, die sicherlich auch messtechnisch gut zu erfassen sei, dazu seien aber körpereigene Sensoren ausreichend.

(Bericht und Bild von der FF Arrach)