Der Einsatz unter Atemschutz zählt zu den schwierigsten und gefährlichsten Aufgabenbereichen der Feuerwehr. Für die Suche und Rettung von Personen aus brennenden und verrauchten Räumen und Gebäuden müssen die Einsatzkräfte häufig große Risiken in Kauf nehmen. Dabei kommt es immer wieder zu schwerwiegenden, leider auch tödlichen, Unfällen. Um diese Risiken zu minimieren und dabei ein möglichst zielgerichtetes Arbeiten im Einsatz zu ermöglichen bietet die Feuerwehrinspektion Bad Kötzting eine Fortbildung für Atemschutzgeräteträger an.

Aufgrund der umfangreichen Thematik wurde die Fortbildung in mehrere Module aufgeteilt. Kreisbrandinspektor Michael Stahl hatte mit der Organisation und Durchführung der Fortbildung Bernhard Hatzinger von der FF Arrach nach Absprache mit den zuständigen Fach KBM Christian Scheuer beauftragt. Das erste Modul „Innenangriff“ fand am vergangenen Wochenende erstmals statt. Kreisbrandmeister Josef Pritzl konnte dazu im Feuerwehrgerätehaus Lam insgesamt 60 Atemschutzgeräteträger aus dem gesamten KBM-Bereich Lam begrüßen. Er bedankte sich bei Bernhard Hatzinger und dessen Ausbilderteam für die Vorbereitung und Durchführung dieser Fortbildung. Hatzinger hob gleich zu Beginn seiner Ausführungen die Zielsetzung hervor: heil reingehen – effektiv und sicher arbeiten – heil rauskommen. Dazu stellte er zunächst die besonderen Gefahren des Atemschutzeinsatzes vor. Neben Hitze und Brandrauch sind dies die Absturz- und Einsturzgefahr, das Vorhandensein von Gasen und gefährlichen Stoffen am Brandobjekt, die besondere psychische Belastung sowie die Grenzen der persönlichen Schutzausrüstung. Die moderne Feuerwehrbekleidung erlaubt es seit einigen Jahren in Bereiche vorzudringen, die früher aufgrund der hohen Hitze unerreichbar waren. Dies bringt aber auch zusätzliche erhebliche Gefährdungen mit sich. Neben den Führungskräften müsse daher jeder Atemschutzgeräteträger in der Lage sein eine Gefährdungsanalyse und eine Risikoabschätzung durchzuführen. Ab der Tür zu einem Brandraum können keine antrainierten Standardeinsatzregeln mehr angewendet werden, sondern ist der mitdenkende Angriffstrupp gefordert. Der Seitenkriechgang ist dabei eine wesentlich sichere Fortbewegungsart im Gefahrenbereich als die meist praktizierte Vorgehensweise „auf allen Vieren“. Mit dem Halligan-Tool steht den Feuerwehren seit einigen Jahren ein sehr vielseitiges Brechwerkzeug zur Verfügung, dessen Anwendungsmöglichkeiten vorgestellt wurden. Neben Rollschläuchen und Schlauchtragekörben erweitern Schlauchpakete die Möglichkeiten zur effizienten Schlauchverlegung. Im zweiten Teil des Theorieblocks erläuterte der Referent verschiedene Vorgehensweisen zur Suche und Rettung von Personen aus verrauchten Räumen und Gebäuden.


Am Samstag fand dann der praktische Teil der Ausbildung statt. Damit sollte das bewährte Ausbildungsschema „erklären – vormachen – nachmachen“ umgesetzt werden. In einem nicht genutzten Nebengebäude des Gasthauses „Arracher Hof“, das der Besitzer Dieter Rackl dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hatte, fanden sich optimale Trainingsbedingungen. Die Teilnehmerzahl war jedoch auf zwei Atemschutzverantwortliche  bzw. Ausbilder je Feuerwehr begrenzt. Diese sollen dann als Multiplikatoren die erworbenen Fertigkeiten in den eigenen Feuerwehren umsetzen. Drei Stationen galt es zu absolvieren. Bernhard Hatzinger konnte dabei auf bewährte Ausbilder zurückgreifen, die bereits bei anderen Fortbildungen erfolgreich zum Einsatz kamen. Josef Frisch (FF Lam) und Bernhard Hatzinger zeigten die Fortbewegungsart Seitenkriechgang in der Ebene und auf Treppen. Anhand einer Schautafel erklärten sie zudem die häufigsten Fehler bei der Suche nach Personen in verrauchten Räumen. Johannes Bergbauer (FF Miltach) und Florian Söldner (FF Rimbach) übten mit den Teilnehmern die effektive Absuche von Räumen. Dabei wurden den Teilnehmern die Atemschutzvisiere verklebt um Null-Sicht-Bedingungen zu simulieren. Mathias Multerer und Florian Pfeffer(beide FF Arrach) führten das Türöffnungsprocedere sowie die Verwendung des Schlauchpaketes vor. Hierzu hatten die beiden Ausbilder im Vorfeld gemeinsam mit Kollegen der FF Arrach (Stefan Drexler, Simon Pfeffer, Max Klingseisen) eine Brandraum-Übungstür konzipiert und gebaut. Diese ermöglicht das Üben der verschiedenen Vorgehensweisen. Einige Bauteile, die beim Vorgehen zerstört werden, können dabei leicht ausgetauscht werden. Die Tür läßt sich über ein Heizmodul zudem aufheizen um die Wärmebeaufschlagung einer Brandraumtür realistisch darzustellen.
Die Reaktionen der Teilnehmer auf diese Fortbildung waren durchweg positiv. KBI Michael Stahl, der mit KBM Pritzl an beiden Terminen anwesend war, äußerte, dass wenn nur ein Teil der Ideen und Anregungen in den Feuerwehren umgesetzt würden, dies bereits ein großer Gewinn an Sicherheit und Effektivität wäre. Weitere Termine werden in den KBM-Bereichen Bad Kötzting und Miltach folgen. Die Fortbildung wird in den kommenden Jahren mit den Modulen Rauchgasphänomene/Strahlrohrführung, taktische Ventilation/Rettungsbelüftung sowie Atemschutz-Notfallmanagement fortgeführt.

(Bilder von IJW Tobias Aschenbrenner)